Wie mein Hund für einen Abend zum Leinenpöbler wurde und wieso Kommunikation ’ne sinnvolle Sache ist – herzlich willkommen zur zweiten Episode von Tee im Atelier!
Kamillentee und Aspirin
Ein fröhliches Hatschi in die Runde – Kamillentee irgendwer? Ansonsten gäbe es noch Aspirin Komplex, aufgelöst in Wasser.
Seit einer Woche liege ich mit einem fiesen Grippevirus flach. Der einiges mehr drauf hat, als so eine handelsübliche Erkältung. Der letzte Blogartikel ist ihm schon zum Opfer gefallen. Eigentlich wollte ich euch – im Rahmen von Annas Blogparade – erzählen, ob das Thema Hund bei mir Berufung ist. Oder doch eher die Kunst. Oder beides? Der Beitrag zu der tollen Blogparade „Der Hund als Berufung“ kommt dann nächste Woche.
Da es gerade so schön passt, habe ich stattdessen die Geschichte vom „Leinenpöbler auf Zeit“ für euch.
Leinenpöbler für einen Abend
Als ich am Dienstag zum Arzt wackelte, erinnerte ich mich an die letzte dicke Grippe, die mich erwischte. Das war vor anderthalb Jahren.
Wie doll die zugeschlagen hatte, merkte ich vor allem an Abra. Am dritten Abend nahm ich mich fürchterlich zusammen und beschloss eine richtige Abendrunde zu unternehmen. Statt einer kleinen Pipitour zur nächstbesten Wiese, wie zuvor. Schließlich konnte der arme Hund doch nicht tagelang nur für das Nötigste raus!
Dass das eine dämliche Idee war, zeigte mir Abra schon wenige Meter von der Haustür entfernt. Der Hund, dessen Motto „Wer bremst, verliert!“ war und dem es nie schnell genug vorwärts ging, benahm sich wie eine besorgte Krankenschwester deren Patient Ausgang hat. Sie flitzte zur Wiese, pullerte in Rekordgeschwindigkeit und wollte umdrehen und wieder nach hause. An dem Punkt war ich immer noch davon überzeugt, dass eine größere Runde eine gute Idee sei. Als würde sie nun auch noch an meiner geistigen Gesundheit zweifeln, schloss Abra auf und lief im Schneckentempo neben mir her. Neben mir. Im Schneckentempo. Äußerst untypisch.
So schlichen wir dann im Seniorenstyle die Straße entlang. Abra schnüffelte nirgends, auch markiert wurde nicht. Dabei war sie eine waschechte Rüdin. Sie klebte an meiner Seite und scannte die Umgebung. Nach was genau sie Ausschau hielt, wusste ich da noch nicht. Und ehrlich gesagt gings mir auch zu bescheiden, um mir darüber Gedanken zu machen.
Am Ende der Straße kam ein Herr um die Ecke. Ein ganz normaler, der nichts Bedrohliches an sich hatte. Zumal ich als Ruhrpottkind Kummer gewohnt bin und selbst das zwielichtigste Gesindel noch freundlich mit „N’abend!“ begrüße. Auch Abra machte sich aus fremden Personen nichts. Bei Bekannten freute sie sich wie irre. Während sie einen Einrecher wohl am Stück geschluckt hätte, bevor der ganz zur Tür rein wäre. Wie es die Dobermannehre verlangt. Aber als ehemaliger Studentenhund, der überall hin mitgeschleppt wurde, waren ihr Passanten völlig wurscht.
Nicht aber an dem Abend. Sie sah den – völlig unschuldigen – Herrn von Weitem, fror neben mir ein und grollte ein leises „Wuff“. Diese Warnung hat der Mann nicht verstanden. Wie auch? Schließlich war er ein gutes Stück entfernt und noch dazu auf der anderen Straßenseite. Bevor ich den Hund daran erinnern konnte, dass es sich nicht gehört, die Straßenpatrouille zu spielen, hatte der sich vor mir aufgebaut. Und blökte aus Leibeskräften über die Straße, dass es mir in den Ohren klingelte.
Übersetzt dürfte Abras Gebrüll soviel geheißen haben, wie: „Ey du Arsch*, meine Patientin braucht Ruhe! Komm uns nicht zu nahe, die ist nicht gut beinander momentan – verzieh dich und zwar zackig!“. Während ich sie zur Vernunft rief, zog ich innerlich den Hut vor ihr und ihrer Beobachtungsgabe. Klar, so eine Welle zu machen ging gar nicht. Aber sie hatte recht. Ich war wacklig auf den Beinen und eigentlich schon mit den paar Metern Minigassi überfordert.
*Ja, fluchen konnte sie wie eine Große!
Den Plan von der längeren Abendrunde hing ich an den Nagel. Auf mein „Komm, wir gehen nach hause.“ hin war Abra sehr erleichtert. Nach hause schien ihrer Ansicht nach definitiv die richtigere Richtung zu sein, als von zuhause weg. Wir schlurften also zurück, sie guckte weiterhin in alle Richtungen. Bereit, noch einmal den großen Leinenpöbler zu spielen. Kaum war die Wohnungstür hinter uns zugefallen und Jacke und Hundeleine an den Haken gehangen, schnaufte der Hund ein lautes, beruhigtes „Uff.“. Die kranke Alte war wieder da, wo sie hingehörte und der Aufsichtspflicht genüge getan.
Wo der Hund recht hat, hatter recht
Derartige Beschützerallüren kannte ich von Abra sonst nicht. Da war ich schon zu Welpenzeiten ziemlich streng und habe solches Verhalten im Ansatz unterbunden. Lediglich bei einem Freund, der Angst im Dunkeln hatte, hat sie Ähnliches gezeigt, wenn er abends mal mit ihr rausging.
Unsere Hunde können uns halt doch besser lesen, als wir denken. Und wenn wir, krank und völlig tattrig, beschließen, nichtsdestotrotz einen Spaziergang zu unternehmen, kann es schon vorkommen, dass sie ein Veto einlegen und einen zurück ins sichere Bett eskortieren.
Hattet ihr mit euren Hunden auch schon solche Erlebnisse?
Gezeichnet: der doppelte Dalmatiner
Bei Tee im Atelier berichte ich ja auch von meiner Arbeit. Bevor die Grippe so richtig zuschlug, wurde natürlich gemalt. Unter anderem Dalmatiner Ferry.
Wieso es den in doppelter Ausführung gibt? Tja. Das passiert, wenn man nicht richtig kommuniziert. Die Auftraggeberin hatte zwei Bilder bestellt. Das erste im DIN A5-Format. Etwas schusselig bin ich davon ausgegangen, dass auch der Dalmatiner so klein gemalt werden sollte. Der Irrtum fiel erst auf, als die Zeichnung verschickt werden sollte. Da man der Kundin echt keinen Vorwurf machen konnte – wieso hab ich Nuss schließlich nicht nachgefragt, bevor ich mit der Skizze begann…? – wurde Ferry ein zweites Mal gemalt. Nun gibt es also Ferry, den Großen und Ferry, den Kleinen. Letzterer bleibt als Ausstellungsstück bei mir.
Und mal ehrlich: ich find den so niedlich, dass ich mich drüber freue, meinen Fundus um einen Kandidaten erweitern zu können! Der Herr Dalmatiner entstand übrigens aus einer Mischung aus Aquarell und etwas Buntstift. Und Tusche, für die Outlines. Nach einem kleinen Instagram-Foto. Mehr über die Materialien, die ich beim Malen verwende, findet hier hier.
Bis nächste Woche, hoffentlich fitter als dieses Mal. Bleibt gesund und munter, ihr Lieben! Und hört euren Hunden gut zu – sie könnten recht haben.
Liebe Mara
erstmal gute Besserung für dich! Ich nehm dann mal Kamillentee, …
Solche Geschichten kenne ich gut. Lange dachte ich, ich müsste meinem Hund die „Krankenschwester“ sein, dabei hat er mir nur gezeigt, wann es für mich – und damit für uns beide – besser wäre, denn Druck einfach mal rauszunehmen, es langsamer anzugehen oder ganz zu Hause zu bleiben. Es ist schon erstaunlich, dass wir Menschen denken, wir müssten unserem Hund etwas bieten und für ihn immer fit sein. Doch auch wenn wir es manchmal vergessen, sie nehmen uns so wie wir sind. Danke dir für die Erinnerung.
Nichts desto trotz ist es schöner gesund zu sein. Ich wünsche dir, dass du dich von diesem fiesen Virus bald erholst. Auch weil ich mich schon sehr auf deinen Beitrag zur Blogparade freue 🙂
Herzlichst, Anna
Mittlerweile gibts hier zum Glück wieder „normalen“ Tee und das Aspirin ist in ner Kiste verschwunden.
Unsere Hunden haben halt doch mehr Durchblick, als man ihnen manchmal zutraut. Cosmo ist dir ein guter Berater – schön, dass du ihm so gut zuhörst. 🙂
Liebe Grüße und bis Samstag bei der Blogparade!
Den Dobermann kehrt Adgi abends auch raus, wenn ich mit ihm allein draußen bin.
Sonst ist er mehr der Golden Retriever-jeden Schmusen und begrüßen.
Wenn Micha mit draußen ist, ist Adgi super entspannt….
Deswegen machen wir abends, wenn wir 2 allein sind, eine kurze Pipirunde an der Flexi. Dabei dreht er nachdem die Blase leer ist allein wieder um.
Und ganz ehrlich? Mich stört es nicht, wenn er leise grummelt…
Ganz liebe Grüße und guuuuuuuute Besserung! Ich trinke einen Pfefferminztee auf dich!
Anika und Adgi, heute im Retrievermodus
Wenns beim leisen Grummeln bleibt und es dich nicht stört, scheint ihr ja einen guten Deal getroffen zu haben. Bei Abra wäre aus „leise grummeln“ ganz schnell „Muss. Alle. Fernhalten.“ inklusive „Notfalls. Mit. Gewalt.“ geworden. Und darauf hatte ich nun echt keinen Bock. 😀
Meine hübsche Aussie Dame macht sich normalerweise auch nichts aus Fremden. Eines Abends, beim nächtlichen Spaziergang sprang aus einem der in der Nachbarschaft anligenden Gärten ein Mann mit langem Mantel und keinerlei Hosen hinter einem Baum vor. Kurz um ein Flascher der glaubte eine jungem Frau den Tag ruinieren zu müssen. Das Problem mein Hund reagierte schneller als ich und er zusammen. Before ich die potenziellen Gefahr des Mannes überhaupt einstufen konnte bäumte sich mein Hündin in ihr Geschirr, und riess ihr Maul keiffend geifernd auf. Alle Haaren vor allem ihr Kamm standen auf und sie stand auf zwei Beinen gebäumt vor mir. Kurz um sie sah aus wie ein kleiner fuchsteufels wilder (zugegeben kleinerer) Bär der sein Junges verteidigen muss. So ein Verhalten kannte ich von meiner eher zurückhaltend scheuen Hündin nicht. Aber viel intressanter was das beobachten des Mannes der nur in einem Mantel bekleidet olympischen geschwindigkeit erreichte und sehr schnell das weite quer Feld ein suchte, wobei mir erst bei dem sprinnt seine nackten Beine aufgefallen waren. Wenn auch entgegen meiner Erziehung wurde sie daraufhin mit extra grossem Knochen zuhause belohnt.
Huuuuch – ihr erlebt ja Sachen!
So blöd ein solches Verhalten vom Hund ist, in dem Moment kann ich verstehen, dass du froh drum warst.