Das Thema von Annas Blogparade lautet: Der Hund als Berufung – träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum. Und mein erster Gedanke war: „Was für ’n Kitsch!“. Der zweite, dass ich einiges dazu zu berichten hätte.
In den letzten vier Jahren habe ich ein Studium abgebrochen und mich mit meiner Malerei selbstständig gemacht. Das alles immer mit Hunden und für Hunde.
Hier lest ihr, wie es ist, seinen Traum zu leben. Wieso es die absolut richtige Entscheidung war. Und was mir so richtig aufn Keks geht. Außerdem, wieso man nicht immer auf die Vernunft hören sollte und wie man es schaffen kann, das zu tun, was man wirklich tun will.
Kunst und Hund
Meine Oma sagte letztens zwei Dinge:
„Mara wollte immer nur malen, malen, malen.“
Und:
„Bei der geht alles nur über’n Hund.“
Und wie das mit Omas so ist, hatte sie recht. Mein Leben dreht sich tatsächlich um zwei Dinge. Um Kunst und um Hunde.
Foto: Miró und ich auf der Vernissage meiner „Kasperletheater“-Ausstellung im Oktober 2009, Galerie ART-IST, Hagen (A. Koslowski)
Als Kind war ich glücklich und zufrieden, wenn ich malen konnte. Auch heute noch fange ich an, herumzuskizzieren, sobald ich einen Stift in der Hand halte. Dazu sehe ich oft nicht mal aufs Blatt. Es ist einfach ein Reflex.
Mit 15 begann ich, nach der Schule in einer Galerie zu jobben. In der zugehörigen Malschule gab ich Kurse, für Kinder und Erwachsene. Dort bereitete ich auch meine eigenen Ausstellungen vor. Übrigens gab es dort auch einen Hund. Eurasier-Mix Miro. Wie der Künstler Joan Miró. Nicht wie Miroslav Klose, der Fußballer. Das haben wir neuen Kindern jedes Mal erklärt.
Nach der 10. Klasse verließ ich das Gymnasium und machte eine Ausbildung im Bereich Grafikdesign. Das zugehörige Praktikum absolvierte ich bei den Bühnenbildnern des Theater Hagen. Die ganze Zeit malte ich weiterhin, stellte selbst aus und besuchte die Ausstellungen anderer Künstler. Mehr über meinen – nicht sonderlich geraden Lebensweg – erfahrt ihr auf der Über uns-Seite.
Fotos: Eindrücke aus der Malschule und Galerie aus den Jahren 2007 – 2009, die Bilder auf dem letzten Foto sind in Zusammenarbeit mit „meinen“ Malschülern entstanden (Fotos: A. Koslowski, Martina Still, Aram und Abra)
Auch Hunde waren immer präsent. Die erste große Hundeliebe war ein Jagdhundmix namens Moritz. Mit dem ich im Alter von acht Jahren Erkundungstouren durch Wald und Wiese unternommen habe. Manchmal waren wir so lange unterwegs, dass die Erwachsenen sich Sorgen machten. Und natürlich wurde gespielt, gerauft, gekuschelt. Einen Agilityparcours aus Gartenmöbeln habe ich ihm gebaut und wir haben gemeinsam Zirkusvorstellungen vorgeführt.
Hunde und Kunst – das sind die zwei großen Dinge in meinem Leben. Wieso ich erst versuchte, das zu ignorieren und ein Studium begann, das zum Scheitern verurteilt war? Vermutlich, um genau das zu tun: dran zu scheitern. Und weils ja sooo vernünftig ist, etwas Anständiges zu machen.
Wieso vernünftig nicht immer die beste Wahl ist
Anna hat eine ganz ähnliche Geschichte wie ich. Heute ist sie freiberuflich tätig als Coach, mit Hund Cosmo an ihrer Seite. Gibt Workshops und Seminare zu ihrem Herzensthema. Hat das Buch Dein Hund, deine Chance geschrieben und ihr Leben umgekrempelt.
Eigentlich wollte ich Biologin werden oder Journalistin bei Greenpeace. Doch dann entschied ich mich für den Lehrerberuf und damit für etwas Vernünftiges.
Anna Meißner – Strukturgeberin, Coach für Menschen mit Hund
Man ersetze „Biologin“ und „Journalistin“ durch „Künstlerin“ und der Satz hätte von mir stammen können.
Nach Ausbildung und Abitur begann ich, Deutsch und Englisch auf Lehramt zu studieren. Schließlich kann ich ja nicht einfach mein Leben mit der Malerei verbringen. Dachte ich.
Ohne Malerei ging es aber auch nicht. Das Studium fühlte sich so falsch an, dass ich mir vorkam wie… tja. Eine Seerobbe beim Agility. Oder so.
Da ich ohnehin die ganze Zeit nebenher malte, auch wieder Aufträge annahm und ausstellte, schmiss ich das dumme, vernünftige Studium hin. Jetzt habe ich nebenher einen „Brotjob“ und tue das, was ich am allerliebsten und schon immer tue. Begleitet von Hunden. Auf dem Papier, auf dem Hundeplatz und im Sommer hoffentlich auch wieder von einem eigenen Hundekumpel.
Foto: Portrait von Pudelhündin Doris, nach einer Vorlage von Christian Vieler
Seine Berufung leben – aber wie?
Erstmal muss man wissen, was man eigentlich wirklich will. So richtig will. Aber woher weiß man das?
Stellt euch folgende Frage: wenn ihr einen Haufen Kohle im Lotto gewonnen hättet und nicht mehr arbeiten bräuchtet – wie würdet ihr eure Zeit verbringen wollen?
Und? Was habt ihr vor Augen?
Da bin ich echt neugierig! Schreibt mir in den Kommentaren, was euer Kopfkino zu der Frage sagte.
Traum versus Realität
Der Hund als Berufung – träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum. So hat Anna ihre Blogparade betitelt. Das klingt unglaublich romantisch. Selbst wenn man das große Glück hat, seiner Berufung nachgehen zu können, ist oft wenig Traumhaftes dabei.
Ich male. Blogge über meine Arbeit, hier und über Training auf dem Hundesport Nubi Blog. Habe wundervolle Kunden und Leser (echt ey – ihr seid so super!). Habe tagtäglich mit Hunden zu tun. Treffe immer wieder neue, wundervolle Menschen. Darf als Hundetrainerin auf Seminaren und Fortbildungen regelmäßig Neues lernen. Und bald gibt es wieder einen eigenen Hund. Ein tolles Gesamtpaket, für das ich sehr dankbar bin.
Trotzdem wünsche ich manches Mal das Ganze zum Teufel.
Wenn…
…allerlei bürokratischer Papierkram für die Steuererklärung sortiert werden muss.
…mich Social Media und mein Emailpostfach nerven und ich das Handy am liebsten aus dem Fenster werfen würde.
…ich mich mit Dingen, wie dieser dusseligen neuen Datenschutzverordnung auseinandersetzen muss. Oder mit Nutzungsverträgen beim Anwalt.
Obwohl ich doch verdammt nochmal nur malen will.
Seiner Berufung nachzugehen, ist nicht immer traumhaft. Es erfordert harte Arbeit und eine Menge Zugeständnisse, um seine Träume zu verwirklichen. Immer wieder gibt es Phasen, an denen man sich fragt, wieso man sich nicht stumpf durch sein Lehramtstudium (oder was auch immer der gerade Weg gewesen wäre) gequält hat. Und ein planbareres, satteres Leben führt.
Noch so eine Oma-Weisheit: „Saure Gurken-Zeit“ hat sie das immer genannt.
Energie und Motivation
Soviel Kraft diese Phasen kosten: für keine andere Sache auf der Welt könnte ich sie aufbringen! Wenn man das tut, was man wirklich tun will, verleiht einem das ungeahnte Energie. Und wenn nötig, auch eine Frustrationstoleranz vom Ruhrgebiet bis nach Panama.
Seine Berufung leben
Inspiration und Erfahrungsberichte
Im Rahmen der Blogparade Der Hund als Berufung entstanden tolle, inspirierende Artikel. Von anderen mutigen Hundemenschen, die über ihr Leben und ihre Arbeit mit Hunden erzählen.
Wer von euch mehr lesen möchte, dem empfehle ich die anderen Beiträge der Reihe:
- Berufung Hundetrainer? Oder wie mich der Ruf ereilte von Daniel Stein, Hundeschule Hundewerk
- Der Hund als Berufung: Wie Abby meinen beruflichen Werdegang umkrempelte. von der angehenden Ernährungsberaterin und Bloggerin Dini Bosse
- Hunde als Berufung, von Hundetrainerin Kathrin Bargheer, Hunde-Institut
- Mein Herz schlägt Hund, Sarah Both, Hundeschule Bothshunde
- Berufung trifft Hund, Nora vom Hundeblog Schätersky – die ganz bewusst nicht ihrer Berufung folgt
- Auf Umwegen zum Hund, von den Tierfutterherstellern Hopey’s
- Warst du eigentlich schon immer so ein Hundemensch?, von Irene Keil
- Mit Schreiben und Nähen die Welt verändern, Kinga Rybinska
- Alles dreht sich um den Hund, Claudia Kopp Ullrich
- Mein Hund war für mich der Schlüssel zum Glück, Kim Laura Ulrich
- Als Webentwickler Hunden zu einem besseren Leben verhelfen, Kevin Ludwig
- Der Hund als Berufung! Oder: wie ich meine Leidenschaft zum Nähen entdeckt habe, Babsi vom Blog Hundereise
Ich bin heute über Deine Seite gestolpert und hab mich ein bisschen wieder erkannt in deinem Text. Ich hab eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin gemacht und hab lange in dem Beruf im Labor gearbeitet. Es hat mir Spaß gemacht, es war interessant. Aber sobald ich am Abend zuhause war, hab ich die Zeichenstifte ausgepackt. Letztes Jahr hab ich es dann gewagt und mich mit meiner Zeichnerei selbstständig gemacht. Fügst du bei mir zum Hundemensch jetzt noch die Katzenmensch dazu, dann passt alles 😉 Ohne Tiere geht gar nichts. Ich freue mich, Deine Webseite gefunden zu haben, deine Bilder sind wunderschön.
Liebe Grüße,
Kerstin
Hallo Mara,
herzlich Glückwunsch, dass du früh genug erkannt hast, was du im Leben machen möchtest. Ich bin den „geraden“ vernünftigen Weg gegangen und musste 40 Jahre alt werden, bis ich mir den ersten Hund anschaffen konnte. Und warum, weil ich vorher keine Zeit hatte. Heute werde ich immer mal gefragt: „Warum bist du eigentlich nicht Sänger geworden.“ Dann muss ich antworten: „Weil ich mich nicht getraut habe.“
Viele Grüße
Matthias
Hey Matthias,
das ist ja interessant – du hättest am liebsten Sänger werden wollen? Sich nicht zu trauen finde ich völlig verständlich. Schließlich hat man ja oft Leute um sich herum, die für Gradlinigkeit plädieren statt einen in solchen Sachen zu unterstützen.
Hund erst nach 40 Jahren… dafür hat Loui jetzt eine Energie, um alle hundelosen Jahre vorher wieder wettzumachen! 😀
Liebe Grüße, auch an Loui!
Ich habe das gleiche unvernünftige Studium begonnen wie Bina, Pädagogik. Und konnte mir schon oft anhören, warum ich etwas studiere, wenn ich damit später kaum was verdiene. Aber lieber mache ich etwas, das ich gerne mache. Und Hungerslohn ist es nun ja auch keiner. Außerdem kann ich die Hunde zur Arbeit im Jugendzentrum mitnehmen und es ist jedes mal toll, wenn Odin es wieder schafft, einem Jugendlichen die Angst vor großen Hunden zu nehmen. Nach dem Bachelor möchte ich die Ausbildung zum Kreativtrainer machen. Keine Ahnung ob ich das irgendwann brauche, aber es klingt sehr interessant.
Und mein großer Traum wäre es, irgendwann ein Buch zu veröffentlichen. Aber dafür müsste ich endlich wieder schreiben, etwas anderes als Seminararbeiten. Ich denke ja auch schon länger darüber nach, selbst zu bloggen. Einfach wegen der Liebe zum Schreiben und weil mir alleine dazu schon wieder so viel mehr einfallen würde.
Liebe Grüße,
Julia mit Odin und Freya
PS: ich hab dir ja glaub ich schonmal gesagt, wie gern ich ein buntes Portrait von den Beiden hätte. Hab dann letztens mal versucht ein vernünftiges Foto zu machen. Mit einem 11 Wochen alten Welpen unmöglich…
Liebe Mara,
Sehr inspirierend dein Artikel! Ich habe tatsächlich sogar mit meinem Studium einen unvernünftigen Weg eingeschlagen und stehe noch am Anfang meiner Verwirklichung. Aber du hast recht, auch nach allen Rückschlägen, bringt man doch immer wieder genug Kraft auf, um mit dem weiter zu machen, was man liebt.
Um deine Lottofrage zu beantworten: ich würde gerne um die Welt reisen und armen Kindern eine Chance auf ein besseres Leben geben. Da dies wahrscheinlich wirklich einen Lottogewinn verschlingen würde, welchen ich nicht habe, studierte ich Pädagogik und mache aktuell zusammen mit Loki die Ausbildung zum Therapiebegleithundeteam. So kann ich zumindest hier ein paar Kindern helfen.
Hey Bina,
toll, dass du dieses Studium begonnen hast und sogar Loki miteinbinden kannst! Ich wünsche dir, dass du damit möglichst nah eine dein „Lotto-Szenario“ herankommst. Und Loki hat sicherlich genauso Freude an seinem Job, oder?
Ohja 😀
Loki freut sich immer so unglaublich über Kinder. Das ist einfach wahnsinnig schön anzusehen, wie er Spaß hat und gleichzeitig endlich mal runterfährt dabei. Die kleine Stressnudel… aber bei Kindern kann er auf einmal still liegen und hat weniger Hummeln im Arsch als sonst. Ich denke das ist dann immer eine gegenseitige Therapie 😉
Ich freue mich darauf ihn auch bald regelmäßig mit einsetzen zu können, sobald wir fertig mit der Ausbildung sind.
Haha, das kenne ich noch von Abra. Immer am jammern, dass alles zu langsam wäre – aber bei Kindern wurde sie ruhig und vorsichtig. Feiner Loki!
Das klingt, als ob ihr beide da eure Berufung gefunden hättet! 😉
Liebe Mara
Wow! Dein Artikel ist eine Wucht. In den letzten vier Jahren ist so viel passiert. Ich lese ja seit bestimmt drei Jahren mit. Dein Blog ist einer meiner Favoriten. Du bloggst mega professionell und gleichzeitig spricht aus deinen Artikeln und Bildern immernoch so viel Herzblut.
Übrigens freue ich mich jeden Tag an Cosmos Portrait und dem Kalender von dir. Deine Bilder begleiten mich bei der Arbeit und lassen mich immer wieder spüren, wofür ich das tue. Dass du bei der Blogparade mitgemacht hast, das bedeutet mir viel.
Ich wünsche dir, dass du das, was du tust, immer mit Liebe tun kannst.
Anna
Ps. Miss you, Abra <3
Ach Anna, Abra wird hier auch vermisst. 🙁
Vielen Dank für deine lieben Worte – dass du so gerne hier liest und meine Bilder dich begleiten, freut mich sehr!
Ich bin gespannt, wo die Reise von uns „Wir machen, was wir wollen“-Leuten noch hingeht.
Liebe Grüße!
Liebe Mara,
ein sehr ehrlicher Text, der einem aber auch Mut macht! Ich bin gerade am Beginn und kann deine Gedankengänge voll und ganz nachvollziehen.
Wir haben auch bei der Blogparade mitgemacht 😉 da geht es um meine Leidenschaft zum Nähen 🙂
Herzliche Grüße Babsi
Huhu Babsi,
da gehe ich gleich mal schauen!
Das Ganze als immer und ausschließlich wundervoll zu beschreiben, wäre Heuchelei gewesen. Es gibt vermutlich nichts auf der ganzen Welt, das NUR toll ist.
Ganz viel Erfolg für dein Projekt wünsche ich dir!
Liebe Grüße,
Mara
So habe ich auch vor ca 12 Jahren gedacht und habe mich selbständig gemacht mit Birgits-Hundepralinen so konnte ich meine Liebe zu den Hunden weitergeben den Liebe geht bekanntlich durch den Magen und ich konnte mit meinen Hunden immer zusammen sein. Es war die beste Entscheidung .Auch ich habe in all den Jahren viele tolle Menschen und ihre Hunde kennengelernt. Leider musste ich aus gesundheitlichen Gründen letztes Jahr meine Selbständigkeit an den Nagel hängen. Ich wünsche Dir noch ganz viel Erfolg und ein tolles Jahr 2018 . lg
Hey Birgit,
so haben wir uns ja kennengelernt – einer deiner letzten Stände und mein erster Ausstellungsstand.
Was die Hunde angeht, sind wir ja ganz gleich. ohne Hunde, ohne uns!
Liebe Grüße,
Mara